Standortpotenziale für Berlin

Termin:
7. Februar 2005, 18:30 Uhr

Ort:
Flughafen Tempelhof, Haupthalle
Räume des VIV e.V.
(BVG-Verbindung: U 6 Platz der Luftbrücke)

Veranstalter:
www.plattformnachwuchsarchitekten.de und The Berlin Mobility Network

Begrüssung:
Alexander Kaczmarek MdA, Vorsitzender des VIV e.V.

Impulsreferat:
André Noeske, Wirtschaftssoziologe

Gäste:

  • Prof. Dr. Klaus Brake, Stadtforscher, Autor der Berlinstudie "Strategien für die Stadt"
  • Hellmut Königshaus, MdB
  • Christian Wiesenhütter, stv. Hauptgeschäftsführer der IHK zu Berlin
  • André Noeske, Wirtschaftssoziologe, Geschäftsführer des BMN

Moderation:
Theresa Keilhacker, Architektin
(www.plattformnachwuchsachrichtekten.de)


Inhalt und Ziele

Berlin hat sich seit der deutschen Wiedervereinigung rasant entwickelt und genießt Interesse und Aufmerksamkeit der internationalen Öffentlichkeit. Gleichwohl ist es bislang nicht gelungen, der Hauptstadt der drittgrößten Industrienation der Welt auch ein hinreichendes wirtschaftliches Fundament zu verschaffen.

Die Arbeitsgruppe BMN - The Berlin Mobility Network, hat bezugnehmend auf die Potenziale und Herausforderungen von Berlin im internationalen Standortwettbewerb eine entsprechende Konzeption erarbeitet. Deren zentrale These lautet: Berlin kann sich als "Weltmetropole der Mobilität" dauerhaft einen vorderen Platz im Ranking der Weltstädte verschaffen. Viele Voraussetzungen dafür sind bereits gegeben - weitere gilt es zu schaffen.

Wie dies geleistet werden kann, wurde im Rahmen einer Projektpräsentation mit anschliessender Diskussion ausgewiesener Experten dargestellt und erörtert.

Die Ausstellung "rethinking airports" war bei dieser Gelegenheit noch einmal in den Räumen des VIV e.V. zu sehen. Sie zeigt unter anderem die Chancen, den Flughafen Tempelhof als ein innerstädtisches Check-In-Terminal für den künftigen internationalen Großflughafen in Schönefeld zu nutzen und wurde vom Architekturbüro Brunnert Partner entwickelt.

Zukunft der Flughäfen

Aus Tegel könnte ein Themenpark werden, so ein bisher geheim gehaltener Plan. Was aus Tempelhof wird, wird vom Oberverwaltungsgericht entschieden. Doch die Zahl der Kläger schrumpft. Berliner Zeitung, 09.09.2004 Von Jan Thomsen

Kein Stillstand für Tegel

Das Jahr 2011 ist weit weg, so scheint es. Spätestens dann, so die aktuellen Prognosen, soll Berlin seinen Großflughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) in Schönefeld gebaut und eröffnet haben. Doch der Tag, an dem die erste Boeing vom neuen BBI aus startet, ist zugleich einer der letzten für den bisher größten Hauptstadt-Airport: für Tegel. Was mit dem riesigen Gelände, rund 450 Hektar, im Bezirk Reinickendorf geschehen soll, wenn der Flughafen schließt, ist noch unklar. Der Senat hat zwar schon vor Jahren eine eher vage Raumplanung mit viel Freifläche und ein bisschen Wohnen im Grünen vorgelegt. Konkreteres fehlt aber.

André Noeske vom Verein "Berlin Mobility Network" hat eine andere Idee. Für ihn, den freischaffenden Wirtschaftssoziologen und Stadtplaner, ist das Jahr 2011 schon jetzt sehr nah. Das Flughafengelände in Tegel, sagt der 39-Jährige, müsste dann keineswegs brachliegen. Vielmehr könnten gleich die ersten Bagger anrücken - um etwas zu bauen, was Noeske durchaus vollmundig ein "Programm für die wirtschaftliche Zukunft Berlins" nennt: einen gewaltigen Themenpark der Mobilitätsbranche nämlich, eine permanente Groß-Messe samt Beratung und Verkauf vom Hubschrauber übers Auto bis zum Inline-Skater. "Nirgendwo sonst auf der Welt", sagt Noeske, "gibt es mitten in einer Metropole ein solch riesiges Areal mit Anschluss an sämtliche Verkehrssysteme." In Tegel könnten nicht nur Flugzeuge starten und landen, auf dem nahen Hohenzollernkanal mit Anschluss an den Westhafen ist auch Platz für Schiffe, Schienen- und Straßenanschlüsse sind schon gar kein Problem. Der Standort sei daher prädestiniert für einen "European Mobility Park" (EMP), wie Noeske seine Idee nennt. Unternehmen aus der ganzen Welt und allen Branchen der Fortbewegung sollen dabei in Tegel ihre Produkte zeigen, ausprobieren lassen, verkaufen - und dazu noch Unterhaltungsprogramm bieten.

Dass sein Projekt Investitionen in Milliardenhöhe erfordern würde, weiß auch Noeske. Doch das Land Berlin und der Bund, denen das Flughafengelände gehört, müssten nach seinen Plänen nicht mehr tun als die Fläche kostenlos zur Verfügung zu stellen und die Planungen voranzutreiben. Investitionen in den Umbau und Ausbau der vorhandenen Flughafengebäude zu einem locker im Gelände verteilten Mobilitätspark würden dann von den Unternehmen und anderen Anlegern kommen, abgewickelt über einen Fonds. Auch die EU könnte Infrastrukturmittel geben.

Das Interesse an seiner Konzeption sei jetzt schon groß, sagt Noeske. Zumindest bei potenziellen Investoren, denn das Land Berlin habe bisher wenig Neigung gezeigt, eine Nachnutzung für Tegel ab dem Jahr 2011 zu diskutieren. Immerhin konnte er das Projekt jetzt bei der Marketinggesellschaft Partner für Berlin vor Vertretern der Investitionsbank, der Messe Berlin und dem Bundeswirtschaftsministerium vorstellen. Mit welchem Erfolg, ist offen. "Dabei sind die nächsten Jahre entscheidend", sagt Noeske. Unternehmen wie die Deutsche Bahn, Opel, Siemens oder die Howaldtswerke-Deutsche Werft hätten signalisiert, sich an einem künftigen European Mobility Park beteiligen zu wollen - aber nur, wenn feststeht, dass das Areal auch wirklich zur Verfügung gestellt werde. Genau das sei nämlich der Vorteil für die Firmen: Dass ihnen gratis ein Standort mit schier unbegrenztem Platz für Präsentation und Vertrieb geboten werde. "An Berlin", sagt Noeske, "soll keiner mehr vorbeikommen können, der ein Boot, eine Weltreise, ein Fahrrad oder auch einen Treppenlift kaufen will."

Mindestens 600 große und kleine Unternehmen müssten sich in Tegel ansiedeln, damit der Mobilitätspark eröffnen könne, sagt Noeske. Auf Dauer rechnet er gar mit 3 000 Firmen und 15 000 neuen Arbeitsplätzen. Für unrealistisch hält Noeske das nicht. "Berlin", sagt er, "könnte zur Weltmetropole der Mobilität werden". An keinem Ort der Welt gebe es bisher eine derartige Leistungsschau. "Das wäre etwas wirklich Einzigartiges."

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